PatientInnen haben dabei meist keine Beschwerden, aber bei dauerhaft zu hohen Werten eine Gefahr von Folgeschäden. Dies können beispielsweise Koronare Herzkrankheit oder Herzinfarkt, Schlaganfall, Augen- oder Nierenschäden sein. Das kann man sich so vorstellen: durch zu hohen Druck in den Gefäßen kommt es zu winzigen Einrissen in den Gefäßwänden, die durch Blutbestandteile wieder „repariert“ werden. Dabei kommt es oft aber auch zu Einlagerungen, etwa von Fett. Langfristig entstehen sogenannte Plaques („Verkalkungen“ der Blutgefäße), die einerseits die Durchflussfläche des Gefäßes verringern, aber sich auch ablösen können. Dieser „Thrombus“ schwimmt mit dem Blutstrom weg und kann das Blutgefäß an einer einer Stelle, an der es enger geworden ist, komplett verstopfen, so dass das Gewebe dahinter nicht mehr durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird („Infarkt“).
Man weiß, dass nicht nur akuter Stress kurzfristig zu einer Blutdruckerhöhung führt (der Körper schaltet „auf Kampfmodus“). Auch chronische psychosoziale Stressfaktoren wie Arbeitsstress, posttraumatische Belastungsstörungen oder Einsamkeit gehen oft mit erhöhtem Blutdruck einher. Weiters gibt es Hinweise, dass bestimmte Persönlichkeitsfaktoren wie Ungeduld oder Feindseligkeit die Wahrscheinlichkeit einer Hypertonie erhöhen.
Jede körperliche oder seelische Erregung führt über das unbewusste Nervensystem zu einer Aktivierung unseres Kreislaufs. Akuter Stress bewirkt eine Erhöhung des Blutdrucks über gut erforschte Wege – einerseits über das unbewusste Nervensystem, andererseits durch Hormone. Wie lang anhaltender Stress genau den Blutdruck erhöht, ist nach wie vor nicht gänzlich geklärt.
Etwas vereinfacht kann man sagen, dass der Blutdruck etwa den Druck angibt, mit dem das Herz unseren Körper mit Blut und daher Sauerstoff versorgt. Die Regulation des Blutdrucks ist ziemlich komplex. Das ist notwendig, damit diese Versorgung optimal an den Bedarf des Körpers angepasst werden kann. Unser Herz leistet jeden Tag wahnsinnig gute Arbeit. Es vollbringt täglich eine Leistung von umgerechnet circa 60 Stück AAA Batterien.
Leitliniengemäß sollte BlutdruckpatientInnen nach Diagnose als Grundlage der Therapie eine „Lebensstiländerung“ nahegelegt werden soll. Man weiß, dass Maßnahmen wie eine salzarme, kalium- und ballaststoffreiche Ernährung (in der Praxis: Vollkornprodukte, viel Obst & Gemüse, wenig Fertigmahlzeiten und Fleisch/Wurst), regelmäßige Bewegung, Gewichtsnormalisierung, Nikotinkarenz, Anti-Stress Training oder Entspannungsübungen einen sehr guten Effekt haben, wenn sie tatsächlich angewandt werden.
Sind „Blutdruckmedikamente“ erforderlich, so sollten diese niemals als alleinige Blutdrucktherapie angestrebt werden! Ärztliche Aufgabe ist die Begleitung und das Motivieren zur Etablierung eines gesünderes Lebensstils und eigenverantwortlichem Handeln – da dies PatientInnen mit Bluthochdruck natürlich umso schwerer fällt, da erhöhter Blutdruck „nicht weh tut“ und meist kein Leidensdruck besteht.
Und viele Menschen merken nach einigen Wochen der Umsetzung doch, dass einige der oben genannten Maßnahmen (obwohl sie vielleicht in der Vergangenheit belächelt wurden) die Lebensqualität deutlich erhöhen können...