Der Einfluss psychosozialer Faktoren auf Herzinfarkt & Co

Der Einfluss psychozialer Faktoren auf Herzinfarkt & Co

Psychosoziale Faktoren haben großen Einfluss auf das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden (Foto von adobe stock)

 

Seit Jahrzehnten sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems die häufigste Todesursache in Österreich. Den Hauptanteil macht dabei Durchblutungsstörungen des Herzens aus, die meistens auf Arteriosklerose zurückzuführen ist. Wie man sich diese „Verkalkung“ der Gefäße vorstellen kann, habe ich bereits im Artikel über Bluthochdruck kurz erwähnt.

Für diese Erkrankungen gibt es neben den nicht beeinflussbaren Faktoren wie höheres Alter oder genetische Disposition sogenannte „klassische, beeinflussbare“ Risikofaktoren, die oft von der Ärzteschaft im Gespräch abgefragt werden und Ziel von Optimierungsversuchen sind. Dazu zählen etwa

  • - Rauchen
  • - Diabetes
  • - Übergewicht
  • - Bluthochdruck
  • - erhöhte Blutfette
  • - mangelnde Bewegung
  • - …

Zu unrecht werden sogenannte „psychosoziale“ Risikofaktoren kaum beachtet – obwohl sie eine ähnliche klinische Relevanz haben und leider sehr oft in Kombination mit den oben genannten Punkten auftreten.

So konnte etwa in der „Copenhagen Heart Study“, die über mehr als 20 Jahre knapp 9000 zu Beginn gesunde Männer und Frauen beobachtet hatte, gezeigt werden, dass der Risikofaktor „Vitale Erschöpfung“ bei Männern vor allen klassischen Risikofaktoren die höchste Vorhersagekraft hatte für eine Durchblutungsstörung des Herzens und bei Frauen die zweitgrößte Gefahr nach Rauchen darstellte. Die vitale Erschöpfung wurde mittels Fragebogen diagnostiziert, der Punkte wie Gefühl von chronischer Erschöpfung, Schlafstörungen, körperliche Schwäche, allgemeine und sexuelle Lustlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten etc beinhaltet.

Weitere psychosoziale Risikofaktoren, die in Zusammenhang mit einem Erstereignis oder einer erhöhten Rezidivwahrscheinlichkeit für eine Durchblutungsstörung des Herzens einhergehen sind etwa

  • - Angst und Depressivität
  • - geringe soziale Unterstützung, Einsamkeit
  • - Familiärer, finanzieller oder Arbeitsstress
  • - Körperliche Misshandlung oder Missbrauch in der Kindheit
  • -...

Gründe dafür sind unter anderem, dass die chronischen Belastungen zu erhöhten Entzündungsparametern führen, die die Verkalkung der Gefäße fördern. Auch die Blutgerinnung wird dadurch aktiviert und Gerinnsel bilden sich leichter.

Und natürlich gibt es da auch noch eine indirekte Komponente – es fällt gestressten, depressiven,… Menschen tendentiell schwerer, „gesund“ zu leben.

Man weiß weiters, dass nicht nur länger andauernde Belastungen relevant sind, sondern auch akuter psychischer Stress relevant ist. So geben circa ein Fünftel aller PatientInnen mit Herzinfarkt einen emotionalen Auslöser an.

Was ist nun gut für unser Herz?

Es gibt auch psychosoziale Faktoren, die einen schützenden Einfluss auf unser Herzkreislaufsystem haben, beispielsweise

  • - gute soziale Unterstützung
  • - Sinn für Humor
  • - optimistische Lebenseinstellung
  • - Gewissenhaftigkeit
  • -…

Im österreichischen Gesundheitssystem gäbe es durchaus noch Optimierungsbedarf bei der Betreuung von PatientInnen mit „klassischen kardiovaskulären“ Risikofaktoren oder sogar bereits bekannter Durchblutungsstörung des Herzens – beispielsweise durch den deutlichen Ausbau von Psychotherapieplätzen auf Krankenschein.

Umso erfreulicher ist es zu wissen, dass aber bereits einige ganzheitliche Betreuungskonzepte dieser PatientInnen – sei es in klinischen Abteilungen oder in der Rehabilitation- etabliert sind!

Sobald es die Coronasituation zulässt, ist in der Ordination Dr. Schartner die Abhaltung eines achtwöchigen Stressbewältigungskurses geplant. Nähere Infos folgen.