Heilsame Zeit in der Ordination?

Oft kann schon Zuhören so richtig heilsam wirken

Zeit ist in der ärztlichen Betreuung eine sehr wichtige Resource (Foto von amriphoto)

Immer wieder kommt es vor, dass ich Rückmeldungen von PatientInnen bekomme, über die ich mich ganz besonders freue.

Diese Personen sind ursprünglich mit schon einige Zeit bestehenden Beschwerden in die Ordination gekommen und seit der Konsultation seien die Symptome nun deutlich besser – obwohl sie noch keines der verordneten Medikamente eingenommen hätten.

Da ich (leider) nicht über magische Kräfte verfüge, klingt das natürlich etwas mysteriös.

Was kann also dahinterstecken?

Leiden Menschen über einen gewissen Zeitraum an stärkeren Krankheitssymptomen, so kann das eine Stressreaktion auslösen. Da Ärzt*innen üblicherweise eine gewisse Kompetenz in Gesundheitsfragen zugeschrieben wird, kann ein ausführliches Gespräch, in dem Sorgen angesprochen und Fragen beantwortet werden, sehr entlastend und beruhigend sein.

Ein weiterer Punkt ist sicher der Placebo Effekt (über den ich bereits einige Beiträge geschrieben habe). Worte können sehr schaden, aber auch hilfreich wirksam sein. Gerade, wenn Ärzt*innen in Kommunikation geschult sind, kann dies natürlich effektiv eingesetzt werden.

Und weiters ist anzunehmen, dass das Erleben von Unterstützung und Anteilnahme auch eine gewisse Wirkung hat - und sich vermutlich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt.

Daher macht es für mich absolut Sinn, mir viel Zeit zum Reden zu nehmen!

Doch mir ist auch vollkommen klar, dass genaus so, wie nicht jedes Medikament bei jedem Menschen gleich wirkt, nicht jeder Arzt oder jede Ärztin für jeden Menschen die richtige Vertrauensperson ist. Ich denke aber, dass es gerade für chronisch kranke Personen sehr wichtig ist, diese auch im medizinischen Bereich zu finden.