Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt?

Hypnosystemik in der Inneren Medizin

Das Erleben bestimmt wesentlich unsere Lebensqualität (Bild von dall-e)

In der Medizin sind ganz viele Beschwerden funktioneller Natur (in einer hausärztlichen Praxis kommen vermutlich ein Drittel der Patient*innen damit)– das heißt, dass keine strukturellen Änderungen in den Organen wie Tumore oder Infektionen gefunden werden können.

Gerade wenn diese chronisch werden, haben sie aber trotzdem das Potential, die Lebensqualität von Betroffenen sehr einschränken zu können. Sie können so entstehen, dass unser Körper wesentlichen Einflüssen der Psyche und der Umwelt unterliegt – etwa über unser unwillkürliches Nervensystem. So ziehen sich beispielsweise bei Kälte unsere Blutgefäße zusammen, um den Wärmeverlust gering zu halten.

Die bereits in einem früheren Artikel von mir erwähnte Systemtheorie beschäftigt sich eben mit diesem Zusammenwirken zwischen Körper, Psyche und sozialem System. Wenn Lebewesen (wie der Mensch) im Spiel sind, funktionieren diese nicht nach einem Ursache-Wirkungs-Prinzip, sondern wirken gegenseitig aufeinander ein und Folgen (etwa nach einer Intervention durch eine/n Ärzt*in) sind nicht vorhersagbar. Eng verbunden mit der Systemtheorie sind die Ansätze des Konstruktivismus, die besagen, dass alles Erleben von uns konstruiert wird und dass es die „echt wirkliche Wirklichkeit“, die für alle Gültigkeit hat, nicht gibt.

Werden die Ideen der bereits früher erwähnte Hypnotherapie (das heißt das Arbeiten mit unwillkürlichen Prozessen) mit Systemtheorie/Konstruktivismus kombiniert ergibt das unter anderem (auch für den Umgang mit funktionellen Erkrankungen gut nutzbare) Möglichkeiten, das innere Erleben in den Fokus zu richten, da dies ganz wesentlichen Anteil an unserer Lebensqualität hat.

Mit diesen Möglichkeiten arbeite ich als Nicht-Psychotherapeutin, aber psychosomatisch orientierte Ärztin zunehmend gern.

Ja, und natürlich ist die Überschrift überzogen. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ wird sehr oft nicht bedingunglos funktionieren. Wir müssen in unserer Konstruktion der Welt immer anschlussfähig an gewisse allgemein akzeptierte Konstrukte (wie physikalische Gesetze) bleiben, sonst bekommen wir spätestens dann Probleme, wenn wir ohne Hilfsmittel das Innere eines Vulkans inspizieren, fünfzehn Minuten unter Wasser bleiben oder die Umarmung einer ausgewachsenen Boa Constrictor geniessen wollen.

Doch, glücklicherweise bleibt es ja spannend: auch die Physik erlebte mit den Entdeckungen der Quantenphysik einen Wandel, wo (im Gegensatz zur „klassischen Physik“) unter anderem davon ausgegangen wird, dass Beobachtetes durch den Vorgang des Beobachtens verändert wird.