Kalt duschen

Kälte kann uns abhärten

Kalt zu duschen erleben viele Menschen als wohltuend (Foto von rawpixel)

Tag für Tag hören wir nun, dass Energiesparen angezeigt ist. Dass uns dies nicht nur hilft, mit den stark steigenden Energiepreisen etwa besser zurecht zu kommen, sondern dies in vielen Fällen auch gesund/wohltuend für uns sein kann, steht außer Zweifel.

So fördert es nicht nur unser Wohlbefinden, sondern schenkt uns auch Lebensjahre, wenn wir öfter das Auto stehen lassen und stattdessen Rad fahren oder zu Fuß gehen. Auch die Abendgestaltung mittels Buch oder Musikinstrument anstelle der Nutzung des Streamingdienstes kann beispielsweise die Schlafqualität heben.

Eine weitere Möglichkeit, Energie zu sparen, wäre es, kalt zu duschen. Dies hat auch den Ruf hat, gesund zu sein.

Es gibt tatsächlich eine relativ groß angelegte Untersuchung mit über 3000 Teilnehmenden, die zum Ergebnis kam, dass Menschen, die für ein Monat 30-90 Sekunden pro Tag kalt duschten, in den darauf folgenden 3 Monaten um knapp ein Drittel weniger Krankenstandstage aufwies (in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität war es übrigens überhaupt eine Reduktion um die Hälfte).

Außerdem kam es unter den KaltduscherInnen zu einem kleinen Anstieg der Lebensqualität.

Im Großen und Ganzen ist es dabei ziemlich egal gewesen, ob die TeilnehmerInnen 30, 60 oder 90 Sekunden unter dem kalten Wasser ausharrten.

Das ist ein ganz gutes Ergebnis, aber natürlich kein Beweis, dass kalt duschen vor Erkältungen oder anderen Erkrankungen schützt, da diese Untersuchung natürlich nicht „verblindet“ ablaufen konnte. Die ProbandInnen wussten, ob sie der „WarmduscherInnen“- oder der „KaltduscherInnen“-Gruppe zugeteilt war. Das erzeugt eine gewisse Erwartungshaltung (siehe mein Beiträge zu Placebo und Nocebo). Als weiterer Schwachpunkt kommt hinzu, dass alle Ergebnisse subjektive Einschätzungen der TeilnehmerInnen waren, die über Fragebögen abgefragt wurden.

Was wichtig ist: es kam zu keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen, die auf die Kälteduschen zurückgeführt wurden – lediglich zu Beschwerden wie anhaltendes Kältegefühl oder leichter Schwindel.

Ich persönlich schätze das Kaltduschen (30 Sekunden am ganzen Körper im Anschluss an das normale Duschen) sehr und habe den Eindruck dass ich nach körperlichen Belastungen schneller regeneriere (wofür es auch gewisse Hinweise aus Untersuchungen gibt), aber vor allem über die Zeit deutlich toleranter gegenüber Kälte (nicht nur unter der Dusche, sondern auch im Alltag) wurde. Insofern könnte ich mir vorstellen, mich diesen Winter auch nur mehr kalt zu duschen – nur auf der Kopfhaut brauche ich es warm.

Vielleicht haben Sie ja auch Lust bekommen, ein bisschen mit der Temperatur Ihres Duschwassers zu experimentieren.

Personen mit Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck oder schweren anderen Erkrankungen sollten aber Rücksprache mit ihrem/r Arzt/Ärztin halten, ob dieser Versuch für sie geeignet wäre.

Ratsam ist es vermutlich auch, sich langsam über Tage und Wochen, abzuhärten, und etwa nicht gleich den Oberkörper kalt abzuduschen, sondern schrittweise (Arme, Unterschenkel, Oberschenkel,…) zu beginnen.

Da das kalte Wasser ziemlich aktiviert, eignet es sich gut „zum Aufwachen“ morgens. Knapp vor dem Zubettgehen sollten Sie eher davon absehen.

 

Wenn Ihnen dieses Umdeuten ein wenig hilft, um sich über die Energiepreise weniger aufzuregen, freue ich mich. Als Gesellschaft sollten wir aber nicht auf jene vergessen, für die diese Kostenexplosion nicht bloß ein Ärgernis, sondern eine Existenzbedrohung darstellt!