Langzeitfolgen von kindlichem Stress auf die Gesundheit

Langzeitfolgen von kindlichem Stress

Foto von rawpixel

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Forschung immer eindrücklicher zeigen können, dass Belastungen in der Kindheit später zu chronischen Erkrankungen bis hin zu einer verminderten Lebenserwartung führen können.

Besonders gut untersucht wurden folgende acht Belastungsfaktoren in der Kindheit:

 

  1. emotionaler Missbrauch
  2. sexueller Missbrauch
  3. körperliche Misshandlung
  4. Psychische Erkrankung eines Elternteils
  5. Substanzmissbrauch eines Elternteils
  6. Kriminalität eines Elternteils
  7. Gewalt zwischen den Eltern
  8. Trennung der Eltern

 

So ist beispielsweise beim Vorhandensein von 4 oder mehr Faktoren das Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“), einem Schlaganfall oder Hepatitis B zu erkranken, auf das 2-4 fache erhöht. Das Risiko für Alkoholmissbrauch steigt fast auf das 7-fache. Die Wahrscheinlichkeit, eine funktionelle Störung wie ein Reizdarmsyndrom oder Fibromyalgie zu bekommen, ist ebenfalls deutlich erhöht.Treten 6 oder mehr der genannten Faktoren auf, so wurde errechnet, dass die Lebenserwartung um 20 Jahre (!) reduziert ist.

Auch andere, weniger gravierend erscheinende Faktoren, wirken sich, vor allem, wenn mehrere zusammenkommen, negativ auf die Gesundheit im Erwachsenenalter aus.

Beispiele:

schlechte Schuldbildung der Eltern, Arbeitslosigkeit der Eltern, anhaltende Konflikte in der Familie, Armut/wenig Wohnraum, Geburt eines jüngeren Geschwisters innerhalb des ersten oder zweiten Lebensjahres,...

 

Buben gelten dabei als vulnerabler als Mädchen.

Je kürzer die Risikofaktoren auf die Kinder einwirken, umso besser ist das für Ihre Zukunft.

Die Ursache für diese Zusammenhänge dürfte in einer Funktionsstörung beim Umgang mit Stress sowohl hormonell als auch durch das unwillkürliche Nervensystem sein. Weiters wurden durch die Erfahrungen oft suboptimale Strategien zum Umgang mit Schwierigkeiten und Konflikten erlernt.

Glücklicherweise schafft es doch ein guter Teil dieser Kinder, psychisch stabile, gesunde Erwachsene zu werden. Wichtig hierfür scheint eine dauerhaft vorhandene Bezugsperson zu sein, auf die sich das Kind verlassen kann sowie stabile und gute Kontakte zu Gleichaltrigen. Diese Bezugspersonen müssen nicht unbedingt aus der Familie kommen. Oft können Lehrer*innen, Trainer*innen oder auch Nachbar*innen die Funktion übernehmen. 

Auch im Erwachsenenalter können die gesundheitlichen Folgen einer belastenden Kindheit noch abgefedert werden – vor allem durch eine sichere Partnerschaft, in der Vertrauen und Empathie einen hohen Stellenwert haben. Weiters wirken sich verlässliche Sozialkontakte positiv auf die Gesundheit aus.