Risikofaktor Nacht- und Schichtarbeit

Nachtarbeit kann einen Reizdarm oder Reizmagen verschlimmern

Nachtarbeit kann die Gesundheit gefährden. (Image by kjpargeter on Freepik)

Üblicherweise kommt es beim Menschen jeden Tag zu Phasen, in denen „etwas geleistet“ wird und zu solchen, die der Erholung und Regeneration dienen. Der Wechsel dieser Phasen unterliegt einer gewissen Rhythmik. Wir verfügen dazu über eine „innere Uhr“. Der Lichtwechsel zwischen Tag und Nacht fungiert dabei als wichtiger Taktgeber.

Bei vielen Menschen, die im Nacht- oder Wechselschichtdienst arbeiten, kommt es dadurch zu ungünstigen Veränderungen, die auch als „chronischer Jet-lag“ beschrieben werden. Erst langsam gewinnt dies auch in der Medizin an Bedeutung. Es gibt immer mehr Hinweise, dass eine Lebensweise, die nicht der Inneren Uhr entspricht, gesundheitsschädlich sein kann.

Neben recht naheliegende Folgen (wie Schlafstörungen oder einem gesteigerten Unfallrisiko sowie negativen Auswirkungen auf das Sozialleben) geraten auch andere Themen vermehrt in den Blickpunkt des Interesses: So haben SchichtarbeiterInnen ein höheres Risiko an einem metabolischen Syndrom zu erkranken. Darunter versteht man das Auftreten von Adipositas sowie Diabetes mellitus Typ 2 („Alterszucker“) oder dessen Vorstufe, Bluthochdruck oder Störungen im Fettstoffwechsel. Auch Kopfschmerzen und Migräne scheinen gehäuft aufzutreten. Ebenso scheint es sich auf den Verdauungstrakt auszuwirken: vermutlich gibt es Zusammenhänge zwischen Schichtarbeit und funktionellen Verdauungsbeschwerden (wie Reizdarm, Reizmagen,…), Magengeschwüren oder einer Verschlechterung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn). Auch scheint Dickdarmkrebs bei langjährigen SchichtarbeiterInnen gehäuft aufzutreten. Da sich auch hinsichtlich Brustkrebs Hinweis auf einen Zusammenhang zur Schicht/Nachtarbeit finden, stufte die International Agency for Research on Cancer (IARC) im Jahr 2019 „Nachtschichtarbeit“ als „wahrscheinlich karzinogen“ (=krebserregend) für den Menschen ein. Für eine sichere Aussage braucht es aber noch weitere Forschung.

Da viele Menschen in Nacht- oder Schichtarbeit tätig sind (und viele das auch sehr gerne tun), gibt es Empfehlungen, wie damit besser umgegangen werden kann. Von ArbeitgeberInnen könnte beispielsweise darauf geachtet werden, dass

• maximal 3 Nachtschichten in der Woche gemacht werden.

• Frühschichten möglichst spät beginnen.

• Ausreichend Personal vorhanden ist, um weitere Überstunden zu vermeiden.

• Es zu geblockter Wochenendfreizeit kommt.

• MitarbeiterInnen bei der Schichtplanung mitbestimmen können.

• ….

Gerade bei diesem Thema sind ArbeitsmedizinerInnen oder BetriebsärztInnen wichtige AnsprechpartnerInnen! So sollte es im Idealfall in einem Betrieb auch möglich sein, aus gesundheitlichen Gründen ohne Nacht- oder Schichtarbeit weiterbeschäftigt zu werden.

Zusammenfassend sollten Menschen im Nacht- oder Schichtdienst ganz besonders auf ausreichend Zeit für Erholung achten.

Übrigens: da davon auszugehen ist, dass der Weihnachtsmann nur saisonal an wenigen Tagen arbeitet, ist sein Colakonsum aus ärztlicher Sicht vermutlich weitaus bedenklicher einzustufen als die wenigen Nachtschichten am Ende des Jahres.