Intuitiv nimmt man vielleicht an, die Gefahr, dass sich Reizdarmbeschwerden entwickeln, liege ausschließlich an der Art oder Heftigkeit der Infektion. Doch gerade beim Reizdarmsyndrom wissen wir schon lange, dass die Vorgeschichte im Kopf und im Leben eine erstaunlich große Rolle spielt.
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Menschen, die in den Monaten vor einer Magen-Darm-Infektion starkem Stress ausgesetzt waren – etwa durch Trennung, beruflichen Druck oder Schlafmangel – ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko haben, nachher ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln. Ganz wesentlich dabei ist aber auch das subjektiv erlebte Stressempfinden.
Das liegt nicht (nur) daran, dass Stress „auf den Magen schlägt“. Er verändert auch das Zusammenspiel von Nerven, Hormonen und Immunsystem.
Kurz gesagt: Wer schon gestresst in eine Infektion hineingeht, hat schlechtere Karten, wieder ganz gesund herauszukommen.
Doch das scheint nicht nur beim Reizdarmsyndrom so zu sein. Ähnliche Zusammenhänge hat man nun auch bei Long COVID entdeckt. Auch hier scheint nicht allein das Virus, sondern die Stressbelastung der Menschen eine Rolle zu spielen. Personen, die psychisch belastet waren, berichten häufiger von langanhaltenden Symptomen.
Was können wir daraus lernen?
Obwohl wir äußere Stressfaktoren sehr oft nicht kontrollieren oder beeinflussen können, ist ein gesundheitsförderlicherer Umgang mit sogenanntem „Stress“ lernbar. Spannend bleibt es abzuwarten, ob dieses Wissen vielleicht auch eines Tages dazu führen wird, dass es Stressmanagement Kurse wie Impfungen als Präventionsmaßnahme auf Krankenschein geben wird.