Warum es mir wichtig ist, dass alle Patient*innen einen ausführlichen Brief mitbekommen

Hypnotische Sprache kann auch im ärztlichen Kontext sehr hilfreich sein

Auch im ärztlichen Setting ist das Beachten gewisser Phänomene, die aus der Hypnoseforschung bekannt sind, sehr hilfreich. (Foto von amriphoto)

Immer wieder sind Patient*innen am Ende einer Konsultation verwundert, weil sie von mir einen recht langen Brief erhalten, da sie dies nicht gewohnt seien.

 

Und obwohl mir Nachhaltigkeit wichtig ist und dies natürlich jedes Jahr eine gewisse Menge Papier verbraucht, habe ich dafür meine guten Gründe:

1) Mir ist klar, dass sich Kolleg*innen in Ambulanzen und Kassenordinationen deutlich weniger Zeit nehmen können als ich. Ein ausführlicher Arztbrief mit einer Zusammenfassung der Krankengeschicht spart im Fall einer dortigen Konsultationen wertvolle Minuten, die für andere Themen sinnvoll genutzt werden können.

Für viel wesentlich halte ich allerdings diesen Punkt:

2) Ich habe neben einer internistischen Ausbildung auch jahrlange Hypnoseausbildungen (und vor allem ganz viel Selbsterfahrung und Erprobung mit Themen wie hypnotischen Sprachmustern, Trancezeichen, Alltagstrancen etc.). Daher ist mir bewusst, dass es immer wieder passiert, dass Patient*innen während einer ärztlichen Konsultation in einen Zustand abdriften, in dem später nicht mehr alles bewusst abgerufen werden kann.

Man weiß, dass es ein ganz normales menschliches Verhalten ist, in Extremsituationen "in Trance zu gehen" – also Zustände, in denen wir zwar die Augen offen haben, aber Dinge „irgendwie automatisch passieren“. Auch im ganz normalen Alltag entstehen solche Phänomene - etwa, wenn man liest und gar nicht mehr merkt, dass man umblättert oder einfach mal „ins Narrenkastl schaut“.

Gerade im ärztlichen Kontext aber passiert dies recht oft, vor allem, wenn sich Menschen um Leib und Leben bedroht fühlen, Angst haben, besorgt sind. Viel mehr Relevanz hat dies natürlich in medizinischen Aufklärungsgesprächen, zum Beispiel vor Operationen oder nach Diagnose einer schweren Erkrankung. Hier wäre es toll, wenn gewisse Grundregeln der hypnpotischen Kommunikation Beachtung fänden.

Doch ich sehe auch, dass in meiner Ordination (wo ich einige Vorkehrungen getroffen habe, damit die Menschen sich möglichst wohl fühlen), es immer wieder zu Phänomenen wie einer spontanen Amnesie (Ausfall des Erinnerungsvermögens) kommt. Ich merke das, da ich im Rahmen des Erstgesprächs immer das Passwort erwähne, mit dem Befunde von mir verschlüsselt werden. Sehr oft aber werde ich einige Tage später von Patient*innen kontaktiert, da sie sich gar nicht erinnern, diese Info überhaupt erhalten zu haben.

Daher ist ein ausführlicher Brief so wichtig – man kann in Ruhe noch einmal zu Hause durchlesen, was besprochen wurde, wie das weitere Vorgehen ist und wann man wieder kommen sollte.