Was ist Psychosomatik?

Dr. Elisabeth Schartner, Innere Medizin, Hypnose, Psychosomatik: Blog Psychosomatik

Psychosomatik in der Medizin

Psychosomatik bezeichnet in der Medizin die Berücksichtigung von körperlichen („Soma“ ist griechisch und heißt „Körper“), seelischen („Psyche“ = „Seele“), aber auch sozialen und kulturellen Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Gesundheit und Krankheit.

Manche Phänomene, wie das Erröten der Gesichtshaut bei Schamgefühl oder heftiges Herzklopfen und Feuchtwerden der Handflächen, wenn man an die bevorstehende Prüfung nur denkt, sind für die meisten Menschen völlig nachvollziehbar und natürlich. Auch wenn man sich unsere Redewendungen ansieht, erkennt man, dass Zusammenhänge zwischen Körper und Geist schon lange bekannt sind („Unter die Haut gehen“, „Jemandem das Herz ausschütten“,...). Dennoch werden in der Medizin leider noch immer sehr oft nur die biologischen Faktoren beachtet und auf Anderes nicht oder kaum eingegangen.

Ursache hierfür ist vermutlich auch, dass jedes Jahr unglaublich viel neues medizinisches Wissen entdeckt wird und Ärzte und Ärztinnen dadurch oft immer mehr in eine Spezialisierung gedrängt werden.

Jeder Gedanke und jedes Gefühl sind biochemisch gesehen eine Ausschüttung von Neurotransmittern (= Botenstoffe zwischen Nervenzellen) im Gehirn. Man weiß, dass Nervenzellen weiters nicht nur miteinander kommunizieren, sondern, dass es sehr komplizierte Verbindungen zwischen Nervenzellen, Hormonen, Immunsystem, Darmbakterien etc. gibt. Die Art und Weise wie beispielsweise unser Nerven- und Hormonsystem mit Stress umgeht, ist entscheidend von unseren früheren Erfahrungen und damit auch dem sozialen und kulturellen Umfeld abhängig.

Man könnte unzählige Beispiele nennen in denen viele verschiedene Faktoren zu körperlichen Beschwerden führen- auch abseits der früher als „klassisch psychosomatisch“ geltenden Krankheiten wie Magengeschwüren oder Asthma.

Beispiel: Herr Müller bekommt durch chronischen arbeitsbedingten Stress Muskelverspannung und in weiterer Folge Rückenschmerzen. Er macht dadurch keinen Sport mehr mit Freunden wie sonst und es kommt zu einem gewissen sozialen Rückzug. Durch die Rückenschmerzen muss immer wieder Krankenstand in Anspruch genommen, was schließlich den arbeitsbedingten Stress noch verstärkt. Es erscheint hier recht logisch, dass eine medikamentöse Therapie mit einem muskelentspannenden Medikament wohl kaum das Problem an der Wurzel packt.

Zusammenfassend sehe ich Gesundheit und Krankheit immer als das Resultat in einem biopsychosoziokulturellen Kontext. Ich bin überzeugt, dass die Zufriedenheit im Gesundheitssystem sowohl von Seiten der Patient*innen als auch von Seiten der Dienstleister eine größere wäre, wenn versucht werden würde, jeden Mensch ganzheitlich zu betrachten.