Was Stress mit dem Verdauungstrakt macht

Was Stress mit dem Verdauungstrakt macht

Stress kann zu Problemen mit dem Verdauungstrakt wie Völlegefühl, Durchfall etc führen.

Hormone sind Signalstoffe, die von Drüsengewebe gebildet werden und in der Umgebung oder via Blutweg auf verschiedene Körpersysteme einwirken.

Im Magendarmtrakt werden ständig Hormone ausgeschüttet, die eine Fülle an Funktionen haben. Es gibt bekanntere wie z.B Insulin und Glukagon, die in den Blutzuckerstoffwechsel eingreifen, aber auch viele weniger bekannte. So wird z.B Cholezystokinin im Zwölffingerdarm ausgeschüttet und fördert die Ausschüttung von Verdauungssäften in Pankreas, Leber und Gallenblase. Andererseits wirkt es auch als Neurotransmitter im Hirn uns ist beispielsweise wesentlich am Nocebo Effekt beteiligt.

Wesentliche Funktion des Hormonsystems ist das Umgehen mit Stress. Stress ist die Reaktion des Organismus auf einen Reiz. Das kann gut für den Organismus sein, in dem man leistungsfähiger wird, oder, vor allem, wenn der Stressor zu stark ist oder zu lang einwirkt, zu Überforderung führen.

Das limbische System, einem sehr alten Teil unseres Gehirns, und hier vor allem der Mandelkern (Amygdala) ist Dreh- und Angelpunkt dieser Reaktionen. Einerseits wird über Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren Adrenalin und Cortisol, unsere Stresshormone, ausgeschüttet, andererseits über Hirnstamm und Rückenmark der sogenannte Sympathikus aktiviert.

Das limbische System hat starke Verbindungen zu Geruchswahrnehmungen und Erinnerungen. Bei aktuellem Stress kommt es laufend zu Überprüfung früherer Stresserfahrungen. Traumatische Erfahrungen können oft auch nur unbewusst gespeichert werden und durch Trigger Angst auslösen.

Zwei wesentliche Elemente unseres unbewussten Nervensystems sind Parasympathikus und Sympathikus.

Der Parasympathikus dient der Erholung und Regeneration. Er entspringt im Hirnstamm und sakralem Rückenmark. Der wichtigste Nerv heißt Nervus vagus. Unter Einfluss des Parasympathikus sinken beispielsweise Blutdruck und Herzfrequenz und die Darmtätigkeit wird angeregt. So ist es ein Zeichen der Entspannung, wenn der Bauch zu gurgeln anfängt.

Gegenteilige Effekte hat der Sympathikus. Er richtet den Organismus auf Leistung aus. Er entspringt wie eine Strickleiter im Rückenmark der Brust- und Lendenwirbelsäule und hat auch übergeordnete Zentren im Gehirn. Blutdruck, Puls, Blutzucker,... erhöhen sich. Wird eine äußere „Gefahr“ über die Sinnesorgane wahrgenommen, so wird diese im limbischen System bewertet und, bevor das Bewusstsein reagieren kann, an den Sympathikus weitergeleitet. Auch hier gibt es viele Regelkreisläufe. So wird der Sympathikus auch durch Muskelanspannung aktiviert.

Die Nervenendigungen des Sympathikus reichen direkt bis in die Darmschleimhaut und haben Kontakt zu Immunzellen, der Parasympathikus hat direkt Verbindungen zu dem darmeigenen Nervensystem. Auf diese Art und Weise hat das Nervensystem also auch die Möglichkeit, das Immunsystem des Darms mit zu regulieren. Der Parasympathikus hat eine antientzündliche Wirkung, während der Sympathikus tendentiell Entzündung fördert.

Aber es wird durch das Nervensystem auch Entzündung im Darm erkannt und dem Gehirn rückgemeldet.

Bedingt durch die riesige Oberfläche des Dünndarmes hat unser Verdauungstrakt über die zugeführte Nahrung viel „Kontakt“ mit der Außenwelt und entsprechend möglichen Krankheitserregern. Daher hat der Magen-Darm-Trakt ein sehr gut ausgebildetes Immunsystem. Man weiß, dass ein allgemein gut funktionierendes Immunsystem wesentlich mit einem „gesunden Darm“, und natürlich mit einer gesunden Darmflora verknüpft ist.

Sie können bereits erahnen, dass es bei Stress zu sehr vielfältigen Auswirkungen auf den ganzen Körper und natürlich auch auf den Magen-Darm-Trakt kommt. Nervensystem, Hormone, Immunsystem sowie auch Darmbakterien stehen dabei in ständigem, wechselseitigem Austausch.

So wirkt z.B das Corticotropin Releasing Hormon, das am Anfang der Kaskade steht, bei der es letzendlich zur Ausschüttung von Adrenalin und zur Sympathikusaktivierung kommt, auch direkt am Darm. Im Magen hemmt es die Entleerung und im Dickdarm fördert es sie. Das ist der Grund, warum viele Menschen, die unter Druck stehen, oft nichts essen können, dafür aber häufiger die Toilette aufsuchen müssen.

Allgemein reagiert der Körper auf jeglichen Stressor mit einer Entzündungsreaktion. Es ist egal, ob der Reiz nun Bakterien, eine Verbrennung, ein Knochenbruch oder eine psychische Belastung ist – am Ende der entsteht eine Entzündung. Durch Aktivierung diverser Entzündungsvermittler können z.B Mastzellen, die in der Darmwand vorhanden sind, ihre Inhaltsstoffe wie Histamin ausschütten und die Darmwand wird durchlässiger. Katecholamine fördern beispielsweise das Wachstum von krankmachenden gramnegativen Bakterien wie z.B Salmonellen.

Durch diese proentzündlichen Veränderungen ändert sich auch die Zusammensetzung der Darmbakterien zum Negativen.

Neben all diesen direkten Auswirkungen von Stress auf den menschlichen Körper ist aber nicht zu vergessen, dass Stress natürlich auch negative indirekte Folgen auf die Gesundheit hat, wenn man sich beispielsweise ungesünder ernährt, schlechter schläft, medizinische Kontrollltermin nicht einhält oder als Raucher noch häufiger zu Zigaretten greift.